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40 Quadratzentimeter Platz für die Darstellung eines Unternehmens. Worauf es bei einer guten Visitenkarte ankommt.

In jener fernen Zeit, als das „Meeting“ noch „Visite“ hieß, und es in Privathäusern feste Tage gab, an denen Besuch empfangen wurde, reichte der Gast dem Diener seine Visitenkarte mit dem handschriftlichen Vermerk „p.p.“. Die beiden Buchstaben gehen auf das französische „pour présenter“, also „zur Vorstellung“ zurück. Heute gelten solche Vorgehensweisen als hoffnungslos veraltet. Was nicht heißt, dass der Austausch von Kärtchen im digitalen Zeitalter nicht zeitgemäß ist.

Weniger ist oft mehr

„Gerade junge Existenzgründer, die ihre Visitenkarte brauchen, um erst einmal bei der Bank vorzusprechen, glauben oft, eine möglichst extravagante Karte wäre das Nonplusultra“, sagt Gabriele Döhrmann, Chefin der Agentur G. Döhrmann Unternehmenswerbung in Berlin. Auf solche Anfragen gibt sie meist den Rat, das Design doch lieber im konventionellen Rahmen zu belassen und statt dessen den Details mehr Beachtung zu schenken. Beim Format hat sich das klassische Scheckkartenformat durchgesetzt, ob hoch oder quer bedruckt, ist dabei Geschmackssache.

Geschmackssache ist auch das Papier – wobei das Druckergebnis auf Naturpapieren mit eher rauer Oberfläche oftmals qualitativ schlechter ausfällt als auf reinweißen, glatten Karten. Vermeiden sollte man auf jeden Fall das Laminieren – denn dann kann der Empfänger auf der unbedruckten Rückseite keine Notizen mehr machen. Diese Grundlagen sind einfach zu befolgen. Das Design dagegen stellt viele vor ungeahnte Schwierigkeiten. Wieviel Information darf, wie viel Information muss auf die Karte? Welche Schriften sind zu bevorzugen? „Die verwendeten Schriften sollten aus einer Schriftfamilie stammen“, rät Döhrmann hierzu.

Visitenkarte oder Werbeprospekt?

Ob Werbeslogans auf die Karte gehören, ist umstritten. „Wenn der Slogan den Unternehmenszweck erklärt, ist er sicher wichtig“, meint Michael Buchholz von der Werbeagentur Zühlke, Scholz und Partner. Grundsätzlich gilt aber: wer sich auf die allernötigsten Informationen beschränkt, fährt meistens besser. „Oftmals ist zu beobachten, dass das Logo durch eine Fülle an Informationen optisch ‚kannibalisiert‘ wird“, hat Buchholz beobachtet. Ein weiteres No-No: „Zum Teil müssen Visitenkarten sogar Funktionen übernehmen, die einem Prospekt vorbehalten sein sollen“.

Beim Text spiele der Verwendungszweck eine Rolle: Reichen im geschäftlichen Bereich das Logo, der Name des Überreichenden sowie seine Kontaktdaten aus, tut das China-Restaurant um die Ecke gut daran, den Lieferservice oder die Happy Hour auf der Karte zu vermerken.

Natürlich ist in großen Unternehmen das Design der Karte im wesentlichen vorgegeben, nur Feinheiten und landestypische Merkmale können individuell abgestimmt werden. Dabei gilt es übrigens, Sprachenmischmasch zu vermeiden: Haben Sie nur mit deutschen Partnern zu tun, sollte die Karte auf deutsch sein. Kommt die Karte auch im Ausland in Umlauf, sollte sie in Englisch gehalten sein. Wer sich an diese Grundregeln hält, kann sogar am Automaten im Kaufhaus eine Visitenkarte ausdrucken, mit der er sich nicht zu schämen braucht.

(Dirk Engelhardt)
Erschienen bei www.jobpilot.de, 15.09.2003, PRAXIS-TIPPS